Als ich Wolfgang Jentsch/Jenč vor rund fünf Jahren kennen lernte, hatte er mit dem Thema Blaudruck innerlich schon fast abgeschlossen. Mit viel Liebe und Leidenschaft hatte er eine Bibliografie verfasst, die das Standardwerk in diesem Bereich ist. In einem großen Netzwerk hatte es die Blaudruck-Community geschafft, dass der Blaudruck im Jahr 2018 zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit (UNESCO-Weltkulturerbe) erklärt wurde. Doch danach geschah wenig. Ein Titel rettet ein altes Handwerk eben nicht.
Für Wolfgang war es im Leben das zweite Mal, dass er seine Arbeit teilweise entwertet sah. Der im Jahr 1955 in Ralbitz/Ralbicy Geborene arbeitete in der DDR für die Sorben „staatsnah“. Er organisierte Blattgold für Kirchen, Stoffe für die Trachtenversorgung, unterstützte Post und Bahn bei der Zweisprachigkeit und das Druckhaus der Domowina mit Aufträgen. Über diese Begebenheiten sprach er gern. Nach dem Ende der DDR fühlte er diese Arbeit nicht ausreichend gewürdigt.

