Unsere Erntebräuche älter als vermutet

Von Ines Neumannojc Mittwoch, 08. August 2018
Froschkarren 1955 in Drachhausen. Der Spaß bei diesem Erntebrauch war schon immer groß. Allerdings regt unser Autor Peter Becker (siehe unten) eine Diskussion an, ob dieser Umgang mit Tieren noch zeitgemäß ist. Er schlägt vor, das Hahnrupfen mit einem Hahn aus Heu oder Stroh durchzuführen. Foto: Kurt Heine, SKA

Im Jahr 1931 veröffentlichte der Professor für Slawistik Edmund Schneeweis das Buch „Feste und Volksbräuche der Sorben“, in dem er auch auf die Erntebräuche einging. Hier einige Auszüge:

Hahnschlagen

Die Ernte beschließen heißt kokota łapaś, „den Hahn fangen“, angeblich deshalb, weil der Wirt früher in den letzten Schwaden einen Hahn versteckte, den die Erntearbeiter beim Zusammenraffen des Getreides fingen.

In Wirklichkeit geht der Name auf die uralte weitverbreitete Anschauung zurück, dass sich der Geist des Wachstums vor den Schnittern bis in die letzten Halme zurückziehe. Die letzte Garbe, die daraus gebunden wird, ist also der Sitz des Vegetationsgeistes, den man sich tiergestaltig denkt, und zwar am häufigsten als Hahn. Die Ukrainer dachten sich den im letzten Getreidebüschel enthaltenen Wachstumsgeist oft als Lerche, die Weißrussen als Wachtel, die Großrussen als Ziege, die Polen meist als Wachtel, Henne, Ziege usw.

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